Was ist POIS?
Das Post-Orgasmic-Illness-Syndrom (POIS) ist eine seltene Krankheit, bei der Männer nach dem Samenerguss eine Vielzahl von Symptomen entwickeln können.
Große Bandbreite: Grippe, Erschöpfung, Brainfog
Die Symptome reichen dabei von körperlichen Beschwerden über kognitive Beeinträchtigungen bis hin zu psychischen Problemen. So sind bei vielen Betroffenen Grippesymptome, extreme Müdigkeit, Brainfog, Konzentrations- und Sprachstörungen, depressive Episoden und soziale Ängste Teil des Krankheitsbildes. Die Forscher Jiang et al. vergleichen die POIS-Symptome mit dem Opiodentzugssyndrom.
Die Symptome setzen meist unmittelbar nach dem Samenerguss ein und dauern etwa ein bis sieben Tage an. Viele Betroffene berichten von deutlich längeren Phasen. Die Krankheit kann bereits mit dem ersten Samenerguss auftreten, aber auch erst später im Leben. Art, Dauer und Intensität der Symptome können von Person zu Person variieren.
Erfahre mehr über die POIS-Symtome.
Auswirkungen auf alle Lebensbereiche
POIS hat nicht nur massive Auswirkungen auf Sexualleben und Partnerschaft, sondern auch die generelle Leistungsfähigkeit in Beruf und Alltag. Viele Betroffene erleben die Symptome also so schwerwiegend, dass sie ihre sexuellen Aktivitäten auf ein Minimum reduzieren, komplett vermeiden oder langfristig planen, um negative Konsequenzen in Beruf und Sozialleben zu verhindern.
Scham, Schuld und Depression
POIS berührt den intimsten Bereich des eigenen Körpers und ist bei vielen Betroffenen mit einem großen Schamgefühl verbunden. Hinzu kommen häufig Schuldgefühle gegenüber Partner*innen und Sorgen um die generelle Arbeitsfähigkeit. Neben den tatsächlichen Symptomen kommt daher häufig ein psychischer Leidensdruck hinzu, der zu Depressionen führen kann.
Unklare Ursache, wenige Daten
Zu den Ursachen von POIS gibt es bisher nur vage Anhaltspunkte. Vermutet wird eine Automimmunreaktion bzw. eine allergische Reaktion des Körpers auf die Samenflüssigkeit oder bestimmte Hormon-Rezeptoren, die während der Ejakulation eine Rolle spielen. Der Körper reagiert darauf mit Entzündungen.
Die Zahl wissenschaftlicher Studien ist aktuell noch sehr überschaubar. Überwiegend handelt es sich um Fallstudien mit sehr wenigen Probanden.
Die erste Studie zum Thema erschien im Jahr 2002.
Hier findest Du eine Übersicht wissenschaftlicher Studien zum Thema POIS.
Das amerikanische National Institute of Health und die europäische Organisation Orphanet haben POIS mittlerweile in Ihren Datenbanken für seltene Erkrankungen aufgenommen.
In der traditionellen chinesischen Medizin ist das Phänomen als „Shenkui“ bekannt. Der Ursprung des Problems wird dort in der Niere gesehen (Sheng = Niere, k´uei = Mangel).
Fehlende Therapie
Da die Ursachen noch unbekannt sind, steht auch eine wirksame medizinische Therapie aktuell noch nicht zur Verfügung. Behandelt werden die einzelnen Symptome z.B. mit entzündungshemmenden Medikamenten und Antihistaminen.
Erfahre mehr über POIS-Diagnose und POIS-Behandlungsansätze.
Labyrinth ohne Ausweg
Viele Betroffene brauchen oft Jahre, um die Ursachen Ihrer Symptome zu erkennen, einen Arzt aufzusuchen und die Erkrankung gegenüber ihren Partner*innen anzusprechen. Da POIS auch unter Mediziner*innen noch weitgehend unbekannt ist, gleicht die Suche nach Hilfe oft einem Labyrinth ohne Ausweg.
Wir möchten einen Beitrag dazu leisten, dass Betroffene schneller Hilfe erhalten und einen Weg aus diesem Labyrinth finden.